Wirtschaftliches Leben und geistig-religiöses Leben stehen in dieser Bibelstelle gleichwertig nebeneinander. Um gut leben zu können braucht es beides, Arbeit und Einkommen aus dem Wirtschaften und die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach Religion und Heiligem Geist. „Ora et labora“, bete und arbeite. Nimmt ein Teil davon überhand, besteht einerseits die Gefahr für Gier, Workaholics oder „burn out“, andererseits führt es zum Fanatismus, egal ob religiös oder weltlich motiviert.
Beides ist gefährlich, wie wir gerade aktuell aufs grausamste sehen können. Religionskriege sind genau so tödlich wie wirtschaftlich motivierte Kriege oder Terroranschläge. Es trifft im Wesentlichen immer Unschuldige. Beides führt zum gesellschaftlichen Niedergang, sowie Angst, Hass und Misstrauen zwischen den Volksgruppen. „rien ne va plus“ nichts geht mehr – auf Jahrzehnte hinaus ist das Zusammenleben gestört. Das Leben vieler wird vernichtet oder verkrüppelt, Frauen werden geschändet, Kinder ihrer Zukunft beraubt und lebensnotwendige Sachwerte werden zerstört oder gestohlen.
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist aber auch Gott, was Gottes ist, sonst kommt man oder frau ins Ungleichgewicht, es stimmt nicht mehr, und, wir merken gleich einmal, wenn es bei unseren Freunden irgendwie nicht mehr stimmt, bei uns selbst sind wir nachlässiger. Unsere Gesellschaft ist vielerorts im Ungleichgewicht, es kommt etwas zu kurz, entweder das Weltliche oder das Geistig-religiöse. Armut und religiöse Obdachlosigkeit nehmen auch in der sog. freien westlichen Welt zu. Es ist genug da für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier, sagte Mahatma Ghandi. Genug kann doch nicht zu wenig sein! Wir haben genug und doch fühlen wir uns oft als Verlierer im Vergleich mit anderen . Genug, kann doch einfach nicht zu wenig sein.
Wir vom Eine-Welt-Verein und vom Weltladen setzen uns für eine faire Welt ein, für fairen Handel, für Leben in Fülle für alle. Unser Verein ist Mitglied bei der WFTO der World Fair Trade Organisation. Ziel der WFTO ist es, die Lebensumstände benachteiligter Produzentinnen und Produzenten zu verbessern. Gleichzeitig versucht sie, mit politischem Einfluss, die internationalen Handelsbedingungen zu lenken und zu kontrollieren. Wir setzen uns dafür ein, dass die Menschen vor Ort, faire Preise bekommen und mit ihrem Einkommen, dort wo sie sind und leben, ein gutes Auskommen haben. Unsere Frauen im Weltladen arbeiten ehrenamtlich, damit andere, vornehmlich Frauen und Kinder, besonders im geografischen Süden, nicht ausgebeutet werden. Das Monitoring System der WFTO beruht auf 10 Fair-Handels Standards. Unter anderem geht es um Chancengleichheit, mehr Transparenz, Abschaffung div. Handelspraktiken, um faire Preise, um eine Produktion ohne Kinderarbeit, keine Diskriminierung, um Gleichberechtigung, um Vereinigungsfreiheit, um gute Arbeitsbedingungen und um Umweltschutz.
Unsere finanziellen Überschüsse spenden wir an uns, sinnvoll erscheinende Projekte. Vor dem Finanzamt sind wir eine „Non-Profit-Organisation“, die immer wieder neue Mitarbeiter*innen sucht und aufnimmt. Wir sind auch im Eine-Welt-Verein-Götzis offen für neue Mitglieder. Ihr könnt euch einfach beim nächsten Besuch im Weltladen oder im Anschluss an diese Messfeier bei der Agape informieren. Firmen können faire Geschenke oder Kaffee und andere Dinge bei uns ordern.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass alle Menschen dieser Welt ein gutes Leben führen und alle ihre Bedürfnisse befriedigen können. Mit einem Satz, dass sie Leben in Fülle haben,
Amen
Elmar Weissenbach
Predigt am Sonntag der Weltkirche