Liebe Messebesucher!
Bevor ich meine Beichte oder Rede beginne, möchte ich mich zuerst bei Pfarrer Rainer Büchel bedanken, dass er mich überredet hat, diese Fastenpredigt zu halten. Nach zweimaliger Absage habe ich bei der dritten Anfrage mich nicht mehr getraut, nein zu sagen.
Nun stehe ich hier im Altarraum, wo ich vor vielen Jahren schon unter Pfarrer Otto Feurstein als Ministrant und Sängerknabe gestanden bin.
Etwas unsicher und mit gemischten Gefühlen soll ich nun über mein Verhältnis zu Gott sprechen.
Die Ankündigung im „Kontakt“ lautet: Der Glaube an Gott hat mir immer geholfen.
In bin geboren und aufgewachsen in der Feldgasse in Götzis. Meine Mutter stammt aus einer streng katholischen Familie aus dem Kleinwalsertal und hat uns Kinder zu strammen Christenmenschen erzogen. Neben dem täglichen Besuch der Schulmesse durften bzw. mussten wir einmal wöchentlich einen Rosenkranz beten.
Mit dem Erwachsenwerden wurde ich aber immer mehr zu einem hinterfragenden und kritischen Geist.
Mir wurde immer mehr bewusst, dass es auf der Suche nach Gott verschiedene Wege und Wahrheiten gibt. Zumal der Mensch vor über 40.000 Jahren von Afrika kommend, Europa und Asien besiedelt hat und in der Lage war Hochkulturen zu entwickeln. Und zwar lange vor dem Übergang vom jüdischen zum christlichen Glauben vor 2000 Jahren. Es führen eben viele Wege zu Gott.
Die Wertehaltung und Anleitungen, die uns Jesus vermittelt hat, und die in der Bibel (Neues Testament) niedergeschrieben ist, war und bleibt für mich aber die Grundlage für ein sinnerfülltes, christliches Leben, das bei uns in der abendländischen Kultur eingebettet ist.
In den Krisen, die ich im Laufe meines Lebens durchgemacht habe, darunter eine schwere Depression hat mir der Glaube an Gott an diese unermessliche Kraft und Energie immer geholfen.
Es muss ja etwas geben, das wir nicht begreifen können das uns das Wunder Leben ermöglicht. Und unter anderem das Universum mit Milliarden an Lichtstraßen, Trillionen von Sternen, geschaffen hat.
Zwei Gebete haben mich während meiner Krisen besonders begleitet: Das „Vater unser“, wo es unter anderem heißt „Es geschehe dein Wille wie im Himmel so auch auf Erden“. Und wenn man keine Hoffnung mehr hat und nicht mehr weiß wie es weitergeht und dann dieses Gebet bewusst betet, es geschehe dein Wille, dann begibt man sich vollständig in die Hand Gottes. Dies habe ich als etwas Befreiendes empfunden und erinnert uns an die Zurücknahme in der Fastenzeit.
Das zweite Gebet, das mir am Herzen liegt, ist „Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort so wird meine Seele gesund“.
Ich hätte nie im Leben gedacht, dass die Seele im weitesten Sinn die Psyche erkranken kann.
Als ich die genannte Depression durchgemacht habe, haben mir neben meiner Familie, insbesondere meine liebe Frau, die Ärzte und vor allem mein Glaube geholfen. Dabei ist mir bei einer Bergmesse auf der Weißen Fluh oberhalb von Dornbirn die Predigt des Pfarrers von St. Anton am Arlberg aufgefallen. Dort hat er mit Noldi Feuerstein Hochlandrinder gezüchtet. Er hat aus dem Buch „Jesus Sirach“ zitiert, ein jüdischer Prophet, der 200 Jahre vor Christi Geburt gelebt hat. Und er hat schon damals zur Bewältigung dieses Krankheitsbildes folgendes gesagt.
Überlass dich nicht der Sorge, schade dir nicht selbst durch dein Grübeln!
Herzensfreude ist Leben für den Menschen, Frohsinn verlängert ihm die Tage.
Überrede dich selbst und beschwichtige dein Herz, halte Verdruss von dir fern.
Denn viele tötet die Sorge und Verdruss hat keinen Wert.
Neid und Ärger verkürzen das Leben, Kummer macht vorzeitig alt.
Der Schlaf des Fröhlichen wirkt wie eine Mahlzeit. Das Essen schlägt gut bei ihm an.
Mir geht es wieder gut - und wie Ihr seht schlägt das Essen bei mir auch wieder gut an.
Mein Schicksal hat mich befähigt, durch den Niedergang der Textilindustrie in Europa in meiner Heimatgemeinde viele Produktionsstätten einer neuen sinnvollen Verwertung zuzuführen. Heuss, Seewald, Schmid, Perma, Huber-Areal. Diese Aufgabe habe ich mit großer Demut angenommen. Zumal mein Vater und meine Verwandten in diesen Firmen mit Arbeit ihr Brot verdient haben.
Ohne meinen Glauben an eine positive Kraft, die mich leitet und begleitet, hätte ich all das nicht geschafft.
Ein Zugang zur Kirche ist die Bruderschaft St. Anna und St. Arbogast. Unter Richard Gohm habe ich ebenfalls als Ministrant und Lektor gedient. Seine Dissertation haben Wolfgang Türtscher, Dr. Fehle, Pfarrer Oberhauser und mich animiert, die Bruderschaft wieder zu beleben. Sinn dieser Bruderschaft, die 1663/1740 gegründet wurde, ist Gemeinschaft zu leben, sich zu raten, sich zu helfen. Sie ist heute vor allem im caritativen und sozialen Bereich tätig. Bemerkenswert ist, dass sie seit der Gründung besteht und Frauen immer dasselbe Recht haben wie wir Männer.
Ich gebe zu, dass ich außer an hohen Feiertagen, Begräbnissen oder Hochzeiten, eher wenig die heilige Messe besuche. Aber ich besuche wo immer ich bin eine Kirche, zünde eine Kerze an und spreche ein Gebet, um mir Kraft zu holen.
Vor Jahren habe ich ein Zitat entdeckt. Es stammt aus dem Irak, wo Abraham oder Ibrahim wie ihn die Muslime nennen, 2.000 Jahre vor Christi Geburt gelebt hat. Dort heißt es: Man soll drei Schätze hegen und pflegen: Liebe, Bescheidenheit und Demut.
Nur liebende sind mutig – Mut braucht es in jeder Lebenslage insbesondere, wenn man unternehmerisch tätig ist
Nur bescheidene sind großzügig – das heißt für mich Leben und Leben lassen und auch dem anderen etwas gönnen
Nur demütige sind fähig zu herrschen – bedeutet für mich sind fähig zu führen
Zum Schluss nochmals zur Fastenzeit.
Es ist eine Zeit der Selbstreflexion.
Das Fasten ermöglicht es uns, uns bewusst von den Ablenkungen des Alltags zurückzuziehen. Es ist ein Weg der Selbstdisziplin, der uns hilft, unsere Abhängigkeiten zu erkennen und möglicherweise zu überwinden.
Lasst uns in den kommenden Wochen nicht nur auf Speisen und Alkohol verzichten, sondern auch auf Streit, Neid und Egoismus. Dies will ich versuchen so wahr mir Gott und meine liebe Frau Sissy hilft.