Liebe Gottesdienstgemeinde, liebe Brüder und Schwester!
Ich möchte mit einem Zitat von Thomas Merton beginnen, welcher etwa in meinem Alter zu seiner Berufung fand.
„Nicht wir sind es, die beschließen, uns selbst aufzuwecken, sondern es ist Gott, der beschließt, uns aufzuwecken.“ (Thomas Merton)
Genau dies durfte ich Anfang 2021 erfahren. Es war gerade eine schwere Zeit, da unser Familienhund Jacky, schwer an einem Lebertumor erkrankte. Mein damals halbes Leben war er mein täglicher Begleiter. Trotz dieser sehr schweren Zeit oder vielleicht genau deswegen wurden die Spaziergänge in den letzten Monaten sehr besonders.
In mir erweckte eine tiefe Sehnsucht, eine Sehnsucht nach einer engeren, wieder intensiveren Beziehung zu Gott. Deshalb sprach ich bei diesen Spaziergängen sehr oft zu Gott wie zu einem Freund oder einer Freundin: „Lieber Gott, ich verspüre eine Sehnsucht nach einer tieferen Beziehung zu dir, doch ich weiß nicht wie, wann und wo.“
Nach dem Tod von Jacky erreichte mich ein Pilgerangebot der Jungen Kirche – Pilgern nach Einsiedeln. Da meine Oma früher oft nach Einsiedeln wallfahrtete, merkte ich schnell den Wunsch: Ich möchte mit nach Einsiedeln pilgern. Und das, obwohl ich niemanden kannte. Es war ein sehr besonderes Erlebnis für mich, mit einer Gruppe nach Einsiedeln zu pilgern, in welcher gleichaltrige junge Erwachsene dabei waren, welche wie ich, eine Verbindung zu Gott suchen. Bei dieser Pilgerwanderung durfte ich auch schon die ersten Erfahrungen in einem Kloster machen, da wir im Kloster Mariazell in Wurmsbach am Zürichsee bei Zisterzienserinnen übernachteten. (Welches wir nach strömenden Regen und nach einer etwas längeren Strecke – statt 16 km waren es 25 km - endlich mit schmerzenden Beinen erreichten). Das Pilgern lohnte sich und ich wurde reich beschenkt, beispielsweise mit der gesungenen Vesper der Mönche im Kloster Einsiedeln und bis heute anhaltende Freundschaften.
Nach dieser Pilgerwanderung folgte kurze Zeit später ein Angebot der Redemptoristinnen des St. Josefs Klosters in Lauterach: Exerzitien für junge Frauen. Dieses Angebot erweckte meine Neugier, da das Klosterleben schon immer etwas Ansprechendes für mich hatte. Doch andererseits: Exerzitien? Was sind das? Was macht man da?
Wisst ihr, was Exerzitien sind? Wenn nicht, würdet ihr euch auch einfach in dieses ungewisse Abenteuer stürzen?
Trotz keiner genauen Antwort fühlte ich mich wie angezogen und wollte unbedingt bei diesen Exerzitien dabei sein, obwohl ich auch hier niemanden kannte und nicht wusste, was auf mich zukommt. Deshalb nahm ich Kontakt zu den Redemptoristinnen in Lauterach auf und ein Glaubensabenteuer – mein persönlicher Glaubensweg – begann.
Mit Rucksack und eingepackter, bis dato ungelesener Bibel (welche ich als Kind von Franziskaner-Schwestern bekam) startete mein erster Klosteraufenthalt. Von Montag bis Sonntag, ohne Handy, viele gemeinsame Gebetszeiten mit den Schwestern, Anbetung, tägliche Heilige Messe, Lectio Divina, spannende Impulse der Schwestern zu den Bibelstellen und gemeinsame Arbeit im Kloster und im Klostergarten wie beispielsweise Lavendel zupfen. Ich durfte auch mit den Schwestern dem Heiligen Josef einen neuen Anstrich verpassen, auch wenn er nachher, laut den Schwestern, etwas aussah wie der Milka Josef.
Es war eine sehr besondere, segensreiche Woche, über die ich noch vieles mehr erzählen könnte, zumal es auch nicht mein letzter Klosteraufenthalt war. Mir wurde bewusst, dass Gott in mir eine Sehnsucht erweckte, und dass auch Gott es war, der mich gehört und erhört hat. Ich sehnte mich ja nach einer wieder engeren Beziehung zu ihm. Diese Bitte wurde erhört oder anders formuliert: Diese Bestellung wurde erhört.
Nicht nur diese, meiner Meinung nach sehr große Bestellung wurde von Gott erhört, sondern auch eine etwas kleinere Bestellung, eine Pizzabestellung.
Nach einem kurzfristig abgesagten Abendessen - ich war schon voller Vorfreude und hungrig - wurde ich etwas wütend und rief zuhause in der Stube zu Gott: „Lieber Gott, lass doch bitte eine Pizza vom Himmel fallen!“ Die Pizza ist zwar und wahrscheinlich auch zum Glück nicht vom Himmel gefallen. Doch etwa 10 Minuten nach meiner Wutbestellung, klingelte das Handy und eine Freundin fragte: „Corinna wir fahren später nach Hergatz zum Pizzaessen. Möchtest du mit?“
War dies nur ein Zufall? Viele würden das klar mit ja beantworten. Doch für mich war es ein Zeichen, dass Gott sowohl große Wünsche/Bitten als auch kleine hört und erhört.
Wie ging es danach weiter? In jener Klosterwoche bei den Redemptoristinnen in Lauterach entstand eine sehr enge Freundschaft zu den Schwestern. Bei diesen Exerzitien war ich nämlich die einzige Teilnehmerin. (Das hat Gott sicher ganz bewusst so eingefädelt 😊) Seither kann ich sagen, dass ich kein Einzelkind mehr bin, sondern viele Schwestern geschenkt bekommen habe, welche ich sehr in mein Herz geschlossen habe.
Immer wieder besuche ich noch die Schwestern in Lauterach und darf sie auch jedes Jahr am Bludenzer Klostermarkt bei ihrem Verkauf von Klosterprodukten unterstützen. Durch sie durfte ich auch die Dominikanerinnen des Kloster St. Peter in Bludenz kennenlernen – besonders Schwester Maria, die mit dem Skateboard zu ihren Hühnern fährt. Doch damit nicht genug, Schwester Maria von Bludenz nahm eine Freundin und mich, mit zu einem Tagesausflug nach Cazis in der Schweiz, wo wir das Mutterhaus der Bludenzer Dominikanerinnen und viele Schwestern kennenlernen durften.
(Darunter auch die damals zwei Novizinnen, Schwester Mariana und Schwester Deborah, welche heute auch hier in Götzis sind.)
Ich durfte segensreiche Kraftorte und besondere Menschen kennenlernen und in mein Herz schließen. Deshalb möchte ich euch ermutigen: Es lohnt sich, auf sein Herz zu hören, sich auch auf unbekannte Dinge einzulassen und Neues auszuprobieren. Ihr werdet reich beschenkt werden.
Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen. (aus dem Brief an die Römer 10,10)
Hierzu möchte ich zum Schluss noch ein sehr besonderes Erlebnis mit euch teilen:
Die Dominikanerinnen in Bludenz veranstalteten einen Kath-Kurs, bei welchem die verschiedenen Sakramente durchgenommen wurden. An diesem Kurs nahm ich teil. Das bedeutete für mich über mehrere Wochen jeweils Mittwochabends, nach einem langen Arbeitstag als Leiterin einer Kinderbetreuung, ab nach Bludenz. Doch diese Zugfahrt machte mir nichts aus. Im Gegenteil, ich spürte auch hier eine Kraft, trotz anstrengenden und langen Arbeitstagen zu diesem Kurs zu fahren. Während des ganzen Kurses merkte ich eine Veränderung an mir, welche mir durch ein Telefonat mit meiner damaligen Koordinatorin bei der Arbeit bewusst wurde.
Das Telefonat fand während einer sehr turbulenten, anspruchsvollen Zeit statt. Viele Aufgaben und herausfordernde Mitarbeitergespräche standen an. Der Anruf erreichte mich und ich bemerkte während des Gesprächs, dass ich der Koordinatorin gerne meine Hilfe und Unterstützung anbot und einen Teil der Aufgaben übernahm. Ich würde so etwas auch sonst machen, doch verspürte ich eine innere Gelassenheit, eine Energie und merkte, dass ich sicherer und lockerer war wie die Male zuvor.
Auf meine Reaktion bei diesem Telefonat fragte mich meine damalige Koordinatorin: „Corinna, ist alles in Ordnung? Bist du verliebt?“
In diesem Moment ist mir bewusst geworden, was los ist und weshalb ich so eine Energie und Kraft verspürte. Ich wusste, was sie meinte und auf die Frage des Verliebtseins hätte ich fast ja gesagt.
Wenn sie mir heute diese Frage nochmals stellen würde: Ich würde JA sagen!